Der flämische Künstler Johan Tahon (51) ist aus einem Skulpturen-Wettbewerb der hannoverschen Landeskirche zum Verhältnis von Juden und Christen als Sieger hervorgegangen. Tahon habe sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt, sagte die Präsidentin des Landeskirchenamtes, Stephanie Springer. Die evangelische Landeskirche hatte im vergangenen Jahr Künstler dazu aufgerufen, Entwürfe zum Thema "ecclesia und synagoga" ("Kirche und Synagoge") vorzulegen. Damit sollte eine vor drei Jahren beschlossene Verfassungsänderung versinnbildlicht werden.

Tahons Entwurf für eine Bronze-Skulptur stelle in der Tradition der mittelalterlichen Ikonografie Kirche und Synagoge als zwei Frauen dar, die mit einer Bibel oder einer Tora in der Hand die beiden Religionen verkörperten. Diese Symbolik sei in der Vergangenheit oft missbraucht worden, um das Judentum in Form einer alten Frau mit einer zerbrochenen Tora-Rolle neben einer strahlenden Königin der Christenheit zu diffamieren. Die neue Skulptur solle statt einer Theologie der Verachtung einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Juden und Christen verkörpern. Die Skulptur mit den beiden lebensgroßen Frauen soll am 4. Mai 2017 enthüllt werden.