Als der 38-jährige Johann Sebastian Bach im Frühsommer 1723 Kantor der evangelischen Thomaskirche und Nikolaikirche zu Leipzig wurde, erreichte er das selbst erklärte eigentliche Endzweck seines Lebens: für „eine regulierte Kirchenmusik Gott zu ehren“ verantwortlich zu sein. In seinem ersten Jahrgang als Kantor lieferte er mehr als 60 Kantaten, davon komponierte er 38 Stücke neu. Charakteristisch für Bachs ersten Leipzig Kantaten-Jahrgang ist, dass sich die Stücke kaum in ein verbindliches Formenschema pressen lassen. Vielfalt und Experimentelles waren für Bach Programm, traditionelle Formen reizte er aus. Gelegentlich ließ er scheinbar unüberwindbare Gattungsgrenzen spielerisch verschwimmen. Im Rahmen des Bachfestes Leipzig präsentiert das Collegium Vocale Gent unter der Leitung von Dirigenten Phillipe Herreweghe eine Auswahl aus diesen Kantaten Bachs, an einem der Orte, wo die Kantaten auch zum ersten Mal in der Geschichte aufgeführt worden sind: die Thomaskirche in Leipzig.

Das Collegium Vocale Gent wurde 1970 von einer Gruppe befreundeter Studenten auf Initiative von Phillipe Herreweghe in Gent gegründet. Auf organisatorischer Ebene ist das Collegium ein äußerst flexibles Ensemble und kann es für jeden Musikstil die bestmögliche Besetzung anbieten. Das Collegium wird durch die Flämische Gemeinschaft, die Provinz Ostflandern und die Stadt Gent finanziell unterstützt (seit 2011 auch durch das EU-Kulturprogramm), was zur Entstehung eines gemischten symphonischen Konzertchors geführt hat, in dem junge Talente aus ganz Europa Seite an Seite erfahrener Kolleg*Innen singen können.

Philippe Herreweghe (1947, Gent) ist einer der bekanntesten flämischen Dirigenten. Nach seinen Studien am Genter Konservatorium, studierte er Medizin und spezialisierte er sich in Psychiatrie. Herreweghe ist Mitgründer des Collegium Vocale Gent.

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