Flandern in Frankfurt

Veranstaltungen in und um die Buchmesse 2016

Bart Moeyaert, Pressekonferenz in Frankfurt, 28. Juni 2016 © Katarina Ivanisevic

In den wenigen Tagen der Frankfurter Buchmesse, vom 19. bis zum 23. Oktober, werden Flandern und die Niederlande auf rund 400 Veranstaltungen die ganze Vielfalt ihrer literarischen Welt präsentieren: 454 Neuerscheinungen aus und über Flandern und die Niederlande, darunter 306 Übersetzungen literarischer Werke - so viel wie nie zuvor in Deutschland. 72 Autorinnen und Autoren kommen teils mit Sonderzügen aus Flandern und den Niederlanden angereist, um dieses Programm möglich zu machen.

Zu den flämischen Autoren, die sich zur Buchmesse nach Frankfurt begeben, gehört unter anderem Tom Lanoye, dessen Stück "Königin Lear" zudem noch bis zum 6. November im Frankfurter Schauspielhaus gezeigt wird. Für reges Interesse sorgt auch der Historiker David Van Reybrouck mit seiner Stellungnahme "Gegen Wahlen. Warum Abstimmen nicht demokratisch ist". In der Programmserie "Meet the Makers" tritt neben Tom Lanoye auch der Journalist und Autor Mark Schaevers auf, dessen Werk "Orgelmann. Felix Nussbaum - Ein Malerleben" die Erinnerung an den jüdischen Künstler Felix Nussbaum wachhält, dessen Leben und Karriere als talentierter Künstler durch das NS-Regime zerstört worden sind. Eine weitere interessante Serie der Messe ist auch "New Waves", etwa mit dem Pychoanalytiker Paul Verhaeghe. Auf der Buchmesse dreht sich aber nicht alles nur um Literatur in Buchform: faszinierende Zusammenspiele von Literatur und technischen Medien bieten das Virtual Reality-Projekt (De Opera), dessen virtuell zu besuchender Opernsaal von Texten der Dichterin Maud Vanhauwaert gefüllt sein wird, sowie das eigens zur Messe konzipierte literarische Computerspiel "Winter", eine Zusammenarbeit des Programmiererteams von Happy Volcano mit dem Schrifsteller Joost Vandecasteele.

Die großen Namen der flämischen Literatur lassen sich auch außerhalb des Messegeländes hautnah erleben. Die Frankfurter Stadtbücherei präsentiert in ihrem Programm "Drei Romane aus Flandern" mit Saskia De Coster, Yves Petry und Stefan Brijs gleich drei bekannte Autoren an einem Abend. Das Dommuseum ermöglicht mit der Programmreihe "Gastlandstunde" Autorenlesungen von Fikry El Azzouzi ("Wir da draussen") und Peter Verhelst ("Eine handvoll Sekunden"), daneben die Lesung von Stefan Hertmans ("Der Himmel meines Großvaters") im Haus am Dom. Wer einen Sprung durch die Genres wagen möchte erlebt im Künstlerhaus Mousonturm mit Leonard Nolens, Elvis Peeters und Tijs Delbeke namhafte Poesie und erstaunliche Prosa in Kombination mit Rockmusik.

Vergleichsweise jung und oftmals unterrepräsentiert ist das Genre der Graphic Novel. Flandern ist ohne Graphic Novels und Comics jedoch mittlerweile undenkbar, gehören eine Vielzahl flämischer Illustratoren doch zu den renommiertesten Künstlern dieses Genres. Diesem Umstand nimmt sich das Haus am Dom mit der Ausstellung SPRACHaufZEICHNUNG an und präsentiert Illustrationen von u.a. Brecht Vandenbroucke, Judith Vanistendael, Carll Cneut und Nix. In Zusammenarbeit mit dem Graphic Novel-Künstler Randall Casaer entsteht vor Ort sogar eine eigene Zeitung zur Frankfurter Buchmesse. Ein Glück auch, dass zur Buchmesse das Open Books Lesefest und die Ausstellung "Graphic Novels aus Europa" stattfinden, um uns Künstler wie Nix, Brecht Vandenbroucke und Olivier Schrauwen näherzubringen.
Wer übrigens von den Illustrationen Carll Cneuts im Dommuseum nicht genug bekommt, kann sich im Hugendubel das Zeichnen vom renommierten Künstler höchstselbst beibringen lassen.

Auch flämische Künstler nichtliterarischer Bereiche finden in diesen Tagen in Frankfurt eine Bühne. Das Künstlerhaus Mousonturm ist sicherlich eine der wichtigsten Adressen zur Zeit der Buchmesse. Große Namen der Podiumskunst präsentieren sich unter diesem Dach: Campo, Milo Rau, Jan Martens, Sarah Vanhee, Benny Claessens und Pieter Ampe sind nur einige davon.
Die Frankfurter Museen schaffen es ebenso hervorragend, ihre Hallen für die Künstler der Ehrengastländer zu öffnen. David Claerbouts "Die reine Notwendigkeit" ist eigens für das Städel Museum konzipiert worden. Das Deutsche Architektur Museum DAM eröffnet den Besuchern die ganze Welt der niederländischen und flämischen Architektur und im Deutschen Filmmuseum wird niederländische und flämische Literatur in Form des Filmes präsentiert.

Diese fantastische Dichte an Veranstaltungen in nur vier Tagen erscheint wagemutig, alles davon in einen Artikel zu fassen, stellt sich als unmöglich heraus. Wir versuchen alle Interessierten auf dem Laufenden zu halten, doch während auch unsere Website nur einen Überblick zu schaffen vermag, so präsentiert dieser Artikel nur einen Überblick des Überblicks. Wer also mehr erfahren möchte, erforsche unsere Website. Bei weiterem Interesse lohnt sich ein Blick auf die Homepage des Ehrengastes Flandern & die Niederlande.

Als kleiner Tipp bevor es losgeht: gestrandete und ermattete Buchmessengänger können im Gastlandcafé des Mousonturm bei Bier und anderen Leckereien aus Flandern und den Niederlanden ihre Impressionen verarbeiten und den Müßiggang genießen. Denn auch das ist Kultur.

Das ganze Programm können Sie über diesen Link downloaden.

Mehr Informationen

  • © Katarina Ivanisevic

  • Saskia De Coster (rechts) mit der niederländischen Schriftstellerin Connie Palmen in Köln 2016 © Katarina Ivanisevic

Newsletter

Sie möchten über Kultur aus Flandern auf dem Laufenden bleiben? Gern senden wir Ihnen alle zwei Monate unseren Newsletter.