Ein Flüchtling, vor tausend Jahren. Religion und Identität

Maike Albath, Stefan Hertmans
  • 18:30 Uhr

Als Stefan Hertmans erfährt, dass seine zweite Heimat, der Ort Monieux in Frankreich, vor tausend Jahren Schauplatz eines Pogroms durch die Kreuzritter war, begibt er sich auf Spurensuche. Unter den Überlebenden soll eine junge Frau christlicher Herkunft gewesen sein. Diese historisch verbürgte Figur lässt ihn nicht mehr los, er tastet sich erzählend an ihr Leben heran. Vigdis nennt er die Frau, die für die Liebe zum Sohn des Rabbi ihre Existenz aufs Spiel setzt und zu Hamutal wird, die alles verliert und ganz allein nach Jerusalem aufbricht. Stefan Hertmans lässt die Vergangenheit durch Architektur, Kunstwerke und Manuskripte zu uns sprechen und erweckt sie auf brillante Weise wieder zum Leben. Mit seiner grandiosen literarischen Rekonstruktion dieser Geschichte von Liebe, Gewalt und religiöser Verfolgung ist Hertmans ein erschreckend gegenwärtiger Roman gelungen.

Die Journalistin und Autorin Maike Albath spricht mit Stefan Hertmans über sein Buch, das von Ira Wilhelm aus dem Niederländischen übersetzt wurde, und ordnet es in den kulturgeschichtlichen Kontext ein. Unter welchen Bedingungen entsteht religiöser Fundamentalismus und wie kommt man diesen Entwicklungen literarisch auf die Spur?

Stefan Hertmans, geboren 1951, gilt als einer der wichtigsten niederländischsprachigen Autoren der Gegenwart. Sein Werk, das Romane, Essays, Theaterstücke und Gedichte umfasst, wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Preis der Flämischen Gemeinschaft für Prosa. Für den 2013 bei De Bezige Bij erschienenen Roman "Oorlog en Terpentijn" ("Der Himmel meines Großvaters", Hanser Berlin, 2014) erhielt er 2014 den AKO Literatuurprijs und De Gouden Uil. Der Roman wurde in 14 Sprachen übersetzt und von der New York Times zu einem der zehn besten Bücher des Jahres 2016 gekürt.

Maike Albath arbeitet als Journalistin unter anderem für den Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur, den Tagesspiegel, die Süddeutsche Zeitung und die Zeitschrift Cicero. Für ihre Arbeit als Literaturkritikerin wurde sie 2002 mit dem Alfred-Kerr-Preis ausgezeichnet. 2015 veröffentlichte sie im Deutschen Kunstverlag eine Monografie über Italo Svevo, 2013 erschien beim Berenberg Verlag ihr Buch "Rom, Träume. Moravia, Pasolini, Gadda und die Zeit der Dolce Vita".

Im Anschluss an das Gespräch lädt die Generaldelegation der Regierung Flanderns zu einem Empfang ein.

Die Teilnahme ist kostenlos. Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung bis zum 13. März unter repraesentanz@flandern.biz jedoch verpflichtend.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

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