Am 15. Dezember 2016 stellten Dr. Jelle Dierickx, künstlerischer Koordinator der Musikfestspiele Sanssouci, und Rebecca Diependaele, Koordinatorin von MATRIX [New Music Centre] im Saal der Belgischen Botschaft das Buch Het Pluriversum van Lucien Goethals vor. Der Posaunist Thomas Moore unterstützte sie dabei musikalisch.

Die Welt von Lucien Goethals war ein elektrisch geladenes Pluriversum, so der Musikologe Jelle Dierickx, der das Buch zusammenstellte und dafür vom Herausgeber MATRIX "carte blanche bis zum Ende" bekam. Goethals war in den frühen sechziger Jahren Mitbegründer des IPEM (Instituut voor Psychoacoustica en Elektronische Muziek) in Gent, hatte aber auch eine starke Verbindung zur alten Musik von Johannes Ockeghem oder Guillaume de Machaut, die man sich übrigens beide auch, so Dierickx, als seine potenziellen Kollegen am IPEM hätte vorstellen können.

Goethals sei seiner Zeit voraus gewesen, zum Beispiel mit dem Stück "Contrapuntos" aus 1967, das als eine interaktive Rauminstallation erdacht war, wobei die Anzahl der Besucher das Erklingen von verschiedenen Schichten bestimmen sollte. Die technischen Möglichkeiten der Zeit erlaubten es nicht, die Idee zu realisieren und es wurde daher nur als Konzertversion aufgeführt. Jetzt ist es als Experiment weit überholt: Es war "damals zu früh, jetzt zu spät." Dass seine Kompositionen allerdings auch heute nichts an Kraft eingebüßt haben, und Goethals zurecht, obwohl noch zu wenig bekannt, als einer der wichtigsten Komponisten der zeitgenössischen Musik aus Flandern gelten kann, bewies der Posaunist Thomas Moore mit seiner Aufführung des beeindruckendem "Llanto por Salvador Allendo" (1973).

Dierickx, der Lucien Goethals in dessen letzten zehn Jahren seines Lebens gut gekannt hat, beschreibt ihn auch als Lebensgenießer. Das Buch sei daher auch nicht als eine klassische Monografie konzipiert, sondern als ein leichtes und vielseitiges Instrument, das immer wieder zum durchblättern einladen möchte; eine lebendige Hommage an den Komponisten Goethals, zehn Jahre nach dessen Tod. Man lege es lieber bei sich in die Toilette, um es immer wieder zur Hand zu nehmen, als dass es im Schrank verstaubt, so rät Dierickx zum Schluss. Das Buch ist gratis bei MATRIX erhältlich.