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Die Kunstsammlungen Chemnitz zeigen diesen Sommer vom 1. Juli bis zum 14. Oktober eine erlesene Ausstellung mit Werken des belgischen Künstlers Jean Brusselmans (1884–1953). Die Schau ist die erste Einzelpräsentation seiner Gemälde in Deutschland und bietet damit eine einmalige Chance für ein kunstinteressiertes Publikum, diesen noch wenig bekannten Maler der Moderne kennenzulernen.

Brusselmans wurde 1884 in Brüssel geboren und erhielt Anfang des 20. Jahrhunderts seine künstlerische Ausbildung an der Académie Royale des Beaux-Arts de Bruxelles. Zu seinen Freunden zählten die Künstler Auguste Oleffe, Rik Wouters und Ferdinand Schriffen, die zu den brabantischen Fauves gehörten und ihn bis in die 1920er-Jahre mit prägten.

Anfangs von Realismus und Spätimpressionismus beeinflusst, arbeitete er ab den 1920er-Jahren in einem zunehmend realistisch-abstrahierenden Stil, der wenig Vergleichbares kennt. Man kann Brusselmans Ansatz vielleicht mit demjenigen von französischen Künstlern wie Jean Hélion vergleichen, der aber eine umgekehrte Entwicklung von der Abstraktion zur Figuration durchlief. Kennzeichnend für Brusselmans Malerei ist eine starke Orientierung zur Fläche und zur einfachen Form, wie er sie bereits von Henri Matisse, Kees van Dongen oder seinen brabantischen Künstlerfreunden her kannte. Er bleibt aber in der Wahl seiner Farben zumeist der Lokalfarbe verhaftet. So versucht er nicht etwa, Wirklichkeit und Raum nachzuahmen, sondern schafft auf dem Weg vom Realismus hin zur abstrahierend-geometrisierenden Malerei seine eigene künstlerische Wirklichkeit. Brusselmans verwendet dabei Motive aus seinem direkten Umfeld – etwa seine Ehefrau, Interieurs und Stillleben aus dem Umkreis seiner Wohnung – und schafft so ein sehr eigenes, persönliches und unvergleichbares künstlerisches Œuvre.

Auch wenn Jean Brusselmans in Belgien ein großes Renommee genießt, ist er einem größeren Publikum nicht bekannt. Lange Zeit hatte er den Status eines Geheimtipps, ein gerade auch von Künstlern geschätzter Maler. 2011 stellte das Mu.ZEE in Ostende eine erste größere Retrospektive seines Werks aus, 2018 zeigte das Gemeentemuseum in Den Haag die nun auch in Chemnitz zu sehende Präsentation. Angeregt durch den niederländischen Künstler Jan Dibbets, wurde die Ausstellung in Den Haag durch den Chefkurator Hans Janssen konzipiert. Sie wird nun in veränderter Form in Chemnitz zu sehen sein.

Dr. Frédéric Bußmann
Generaldirektor der Kunstsammlungen Chemnitz