Pieter Pietersz. Der Graupenzähler

Pieter Pietersz., Der Graupenzähler, um 1570-75 MdbK, Foto: InGestalt, Michael Ehritt

Der flämische Maler Pieter Pietersz. – 1540 in Antwerpen geboren, 1603 in Amsterdam gestorben – arbeitete vornehmlich in den nördlichen Niederlanden. Im 16. Jahrhundert florierte dort eine profane Malerei, die neben religiösen Themen ausgewählte Aspekte des Alltagslebens darstellte. In dem Gemälde "Der Graupenzähler" hockt ein Mann auf einem viel zu kleinen Stuhl und verrichtet eine absurde Tätigkeit: Er zählt die Gerstenkörner einzeln in den Topf ab und wird damit als ein lächerlicher Geizkragen, Erbsenzähler und Pfennigfuchser entlarvt, der der weiblichen Haushaltsführung nicht traut und sich dadurch von seinen eigentlichen Aufgaben außer Haus ablenken lässt. Hering, Brot und Zwiebeln, sein spärliches Mahl, deuten auf seinen Geiz; die Spinnhaspel, Garnspule und Nadeln zu seinen Füßen sind nach damaligem Rollenverständnis die Werkzeuge der Frau. Im Hintergrund sehen wir eine Küchenmagd, die einen Kohlkopf in den Händen hält – eine drastische Anspielung auf den geistigen Zustand des Mannes. Der am Kamin angebrachte Zettel macht seine Ambition deutlich: „Sal ick den huisraet te recht bestellen / Soo moet ick t’goort selfs in de pot tellen“ (Wenn ich den Hausrat richtig führen will, muss ich die Graupen selbst in den Topf zählen.).

Das Gemälde wurde aufwendig restauriert und wird nun, erstmalig seit 1945, in einer Kabinettausstellung gezeigt. Anlass für die Restaurierung waren eine durchgehend zerbrochene Leimfuge in der Holztafel, großflächige Farbschichthebungen und das ästhetisch unbefriedigende Erscheinungsbild, geprägt von gealterten Firnissen und früheren Restaurierungen. Kompakt aufgetragene Retuschen und Übermalungen verdeckten umfangreiche Substanzverluste, Kratzer und Schlagstellen. Schlechte Klimaverhältnisse hatten die Beschädigungen an Malschichten und Bildträger verursacht. Eine Dokumentation gibt Einblick in die vielfältigen Arbeitsschritte der Restaurierung.

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