Ingrid Godon. Ich wünschte

© Ingrid Godon

In einer Zeit des rasanten technologischen Wandels, in einer Welt des fortschreitenden Populismus, der Irrungen und Wirrungen zwischen Lüge und Aufklärung sowie der Angst vor Kriegen und Klimakatastrophen hat das Potenzial, das im individuellen Wünschen liegt, umso größere Beachtung verdient. Denn die Veränderung von Missständen fängt nicht mit angeeignetem Wissen oder bestimmten Fähigkeiten an, sondern zu allererst mit dem Wunsch, etwas verändern zu wollen. Deshalb lädt das Museum Angewandte Kunst mit der Ausstellung "Ingrid Godon. Ich wünschte" in einen Möglichkeitsraum ein, der nicht nur das Potenzial birgt, über die eigenen Wünsche zu reflektieren, sondern mit seinen gestalteten Atmosphären als Raum für Prozesse, Ereignisse und Diskussionen zur Teilhabe animieren möchte.

Die ausgewählten Illustrationen der international renommierten Künstlerin Ingrid Godon dienen hier als Ausgangspunkt für diese Reflexion; sie zeigen sich mal überlebensgroß, mal winzig klein. Zusammen mit Texten des vielfach ausgezeichneten Lyrikers Toon Tellegen öffnen Godons Bilder von Gesichtern ernster Kinder, wehmütiger Männer und nachdenklicher Frauen eine Tür für unsere Imagination. Während der gesamten Laufzeit verwandelt die für die Ausstellung konzipierte Klanginstallation "sound 48H silence" von d.o.o.r (Oona Kastner und Dirk Raulf) die Architektur des Museums in einen Klangkörper. Sie mündet am letzten Wochenende in einer 48-stündigen Live-Performance mit namenhaften internationalen MusikerInnen.

Ingrid Godon wurde am 29. August 1958 in Wilrijk geboren und war seit ihrer Kindheit am Zeichnen interessiert. Als freischaffende Illustratorin zeichnete sie zunächst für pädagogische Verlage in Belgien, den Niederlanden und Frankreich. Mit "Nellie & Cesar", einer Geschichte, die eigentlich für ihren jüngsten Sohn gedacht war, gelang ihr 1996 der erste große Verlagserfolg, der sich in einer Serie von Animationsfilmen fortsetzte. Weitere Bücher erschienen, für die sie zahlreiche Preise erhielt. Es folgten Ausstellungen ihrer Bilder in Europa, den USA und Japan. 2009 kam es zu einer Wende in ihrem Werk, als sie in Brüssel erstmals Arbeiten des Fotografen Norbert Ghisoland sah. In den 1920er und 1930er Jahren hatte Ghisoland Porträts von Männern, Frauen und Kindern des Borinage, Belgiens Kohlerevier, angefertigt. Ingrid Godon faszinierte der Ernst dieser Menschen, der ihr wie ein Schlüssel zur menschlichen Natur anmutete. Das Gesicht wurde daraufhin zu einem zentralen Sujet ihres Werks. Die in dieser Ausstellung gezeigten Abbildungen stammen aus den Werkzyklen "Ich wünschte" (2012), "Ich denke" (2015) und "Ich sollte" (2018) sowie aus dem Band "Dantesken" (2018).

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  • Ingrid Godon, aus: "Ich wünschte" © Ingrid Godon

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