Grußwort zu unserem Newsletter für Januar & Februar 2019

Mit der Ausstellung Kempens Informatieblad präsentiert das Künstlerhaus Bremen vom 26. Januar bis 24. März 2019 erstmalig umfassend die gleichnamige Zeitung von Jef Geys, von welcher der im Februar 2018 verstorbene flämische Konzeptkünstler mehr als fünfzig Ausgaben veröffentlichte.

1971 übernahm Geys das vormalige regionale Anzeigenblatt nach dessen Insolvenz und eignete es sich sukzessive als bevorzugtes Medium zur Distribution, Diskussion und Dokumentation seiner künstlerischen Praxis an. Die Ausgaben erschienen meist zu seinen Ausstellungen, die Geys durch die Zeitung kontextualisierte und erweiterte. So kreierte der Künstler selbst eine Informationsquelle zum Verständnis seines Werkes, die gleichsam einen retrospektiven Blick auf dieses ermöglicht.

Jef Geys (1934–2018) entwickelte eine wegweisende künstlerische Praxis, die von konzeptuellen Ansätzen, Archivierung und gesellschaftspolitischen Motiven sowie experimentellen pädagogischen Ansätzen geprägt ist und eng mit dem lokalen Kontext seiner flämischen Heimatstadt Balen verbunden war. Aus dieser peripheren Position heraus nahm er eine kritische Haltung gegenüber Institutionen ein – nicht zuletzt auch gegenüber denen der Kunstwelt.

Ein Künstlerhaus, das nicht nur der Präsentation, sondern auch der Produktion von Kunst verpflichtet ist, erscheint mir daher als angemessener Ort für die Reflexion einer solchen Position. Die Ausstellung wird von Gloria Hasnay und Moritz Nebenführ in Zusammenarbeit mit mir kuratiert. Sie konnten den Künstler noch kennenlernen.

Trotz der Teilnahme an bedeutenden internationalen Ausstellungen wie Skulptur Projekte Münster (1997), der Documenta 11 in Kassel (2002) oder der Biennale di Venezia (2009) fand Geys zeit seines Lebens verhältnismäßig wenig Beachtung. Ich hoffe, mit der Ausstellung dazu beitragen zu können, dass sich das in Zukunft ändern wird. Die Ausstellung ist die erste institutionelle Einzelausstellung von Jef Geys in Deutschland seit 2001. Ich lade Sie ganz herzlich ein, sich die Ausstellung in Bremen anzusehen!

Nadja Quante
Künstlerische Leitung, Künstlerhaus Bremen