Jef Geys. Kempens Informatieblad

Ausstellungsansicht "Jef Geys – Kempens Informatieblad 1971-2017", Linden, Düsseldorf in 2017

Am 12. Februar 2018 starb Jef Geys. Er war einer von Flanderns einflussreichsten Konzeptkünstlern. Das Künstlerhaus Bremen wirft nun einen retrospektiven Blick auf seine Arbeit, und damit auf eine der angesehensten, jedoch unterrepräsentierten künstlerischen Positionen im Flandern der Nachkriegsgeschichte.

Anfang der 1970er Jahre übernahm Geys ein vormaliges lokales Reklameblatt und transformierte es sukzessive zu seinem bevorzugten Medium zur Distribution, Diskussion und Dokumentation seiner künstlerischen Praxis. Anlass zur Veröffentlichung waren meist seine Ausstellungen, die Geys durch die Zeitung kontextualisierte und erweiterte. Die mehr als fünfzig Ausgaben des Kempens Informatieblad, die zwischen 1971 und 2018 vorwiegend auf Niederländisch, Englisch und Französisch, aber auch Deutsch oder Japanisch erschienen, bilden ein vom Künstler selbst produziertes und gelenktes Informationssystem, das eine Schlüsselfunktion innerhalb seines Werkes einnimmt und Einblick in seine Lebens-, Kunst- und Ausstellungsgeschichte ermöglicht.

Jef Geys lebte und arbeitete in der flämischen Kleinstadt Balen in der Region Kempen. Aus dieser peripheren Position heraus entwickelte er eine facettenreiche künstlerische Praxis, die sich durch konzeptuelle Strategien, lokales Engagement und sozio-politische Motivationen sowie die Hinterfragung institutioneller Autoritäten in und außerhalb der Kunstwelt auszeichnet. In seinem Werk, das neben seiner publizistischen Tätigkeit Fotografie, Malerei, Skulptur, Film, Installation und experimentelle Ansätze der Pädagogik umfasst, beschäftigte er sich mit Systemen der Klassifikation und den damit einhergehenden Machtstrukturen. Geys legte ein ständig wachsendes Archiv von Spuren seines persönlichen und professionellen Alltagslebens an. Seine Arbeiten wurden häufig vor dem Hintergrund dieses Archivs konzipiert und von ihm kontinuierlich vervielfältigt und rekombiniert. In seinen Werken untersuchte Geys nicht nur den Wert und Status von Kunst, Kunstwerk und KünstlerIn, sondern thematisierte auch aktuelle sozio-politische Themen wie Geschlechter- oder Klassenfragen. Internationale Aufmerksamkeit erlangte sein Werk u. a. durch die Teilnahme an Skulptur Projekte Münster (1997), der Documenta 11 (2002) und der Biennale von Venedig (2009).

Die Ausstellung im Künstlerhaus Bremen ist die erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland seit 2001 und macht erstmals die Ausgaben des Kempens Informatieblad umfassend zugänglich. Sie ist eine Weiterentwicklung einer 2017 von Gloria Hasnay und Moritz Nebenführ im Dialog mit dem Künstler entwickelten Schau im Düsseldorfer Projektraum Linden, welche sich einer Auswahl des Blattes widmete. Ergänzend präsentiert die Ausstellung in Bremen ausgewählte Arbeiten, Publikationen und Archivmaterial des Künstlers sowie die Ausgaben des Kempens Informatieboek, eine weitere von Geys initiierte Publikationsreihe, die seit 2012 von ihm in Verbindung mit den jeweiligen Ausstellungsorten herausgegeben wurde.

Kuratiert von Gloria Hasnay und Moritz Nebenführ in Zusammenarbeit mit Nadja Quante.

Die Eröffnung war am Freitag, 25. Januar 2019, 19 Uhr. Hier geht es zu einem Radiobeitrag von Radio Bremen.

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