Kurzstücke

Benjamin Verdonck / Toneelhuis

© Benjamin Verdonck

  • 15:00 Uhr
  • 15:00 Uhr
  • 18:00 Uhr
  • 18:00 Uhr

Das Werk des flämischen Allround-Künstlers Benjamin Verdonck ist von anarchischem Humor, intelligenter Quertreiberei und ungebändigter Fantasie geprägt – das gilt für seine abendfüllenden Projekte genauso wie für die Kurzstücke, für die er berühmt ist. Das Kunstfest Weimar zeigt in diesem Jahr eine Werkschau von vier seiner Kurzstücke, die als Zyklus empfohlen werden, aber auch einzeln angeschaut werden können. Gemein haben die vier Aufführungen, dass sie jeweils einen völlig eigenen künstlerischen Bedeutungskosmos entwickeln.

Gille learns to read
Eigene Kinder lösen bei ihren Eltern einen lebenslangen kreativen Prozess aus. Benjamin Verdonck ist Zeuge dieser Erfahrung und "Gille learns to read" das Resultat. Entstanden ist das zehnminütige Stück nach einer Unterhaltung mit seiner Tochter, die seine künstlerischen Arbeiten als nichtssagend abqualifizierte. Verdonck stellte sich mit all seiner Ernsthaftigkeit dieser kindlichen Fundamentalkritik und entwickelte für seine Tochter einen erstaunlichen Wunderkasten in Koffergröße, der eine Miniaturmetropole enthält und als Marionettentheater mit geometrischen Formen funktioniert. Doch das eigentliche Thema des Abends ist das Gedankenexperiment um Schrödingers Katze…

One More Thing
An sich hat diese Produktion alles, was man von einem richtigen Theaterabend erwartet: Eine Bühne mit wechselnden Kulissen, Worte, die über farbige Flächen gleiten, Vorhänge, die sich öffnen und schließen. Doch steigt diese Bühne aus einem großen Koffer hervor. Auch das erfahrene und mit allem vertraute Publikum wird sich die Augen reiben und aus dem Staunen nicht herauskommen, was für ein Zauberding so eine kleine Bühne doch sein kann.

Sag mir wo die Blumen sind
In seiner jüngsten Produktion bezieht sich Benjamin Verdonck auf das 15. Buch der Metamorphosen des Ovid, in dem der antike römische Dichter seine Überzeugung darlegt, dass nichts im Universum sterben kann, sondern jeweils nur aufhört in einer Form zu existieren und in einen anderen Zustand übergeht. Mit drei Vogue-Magazinen, Klebeband und Schere beweist Verdonck, dass Ovid bis heute damit recht behalten hat: Gegenstand seiner Betrachtungen sind nicht Arbeitsresultate, sondern das Unfertige, nicht zu Ende gedachte oder gescheiterte Kunstprodukt. Dabei überrascht, wie viele Perspektiven man diesem gebrauchten und nicht zu Ende gelebten Leben abgewinnen kann.

Wald­einsamkeit
Der deutsche Titel des Stückes bedarf im fremdsprachigen Ausland der Übersetzung – allein dass sich die Bedeutung von Waldeinsamkeit kaum mit einem Wort in andere Sprachen übertragen lässt. Gemeinhin wird Waldeinsamkeit als die tiefe Empfindung desjenigen beschrieben, der alleine in einem Wald spazieren geht, doch kann dieses Wort auch allgemeiner die Unsicherheit einer Person im Dunkeln oder an unübersichtlichen Orten beschreiben. Verdonck verwandelt den nachtschwarzen Spielort also in einen Raum, in einen Raum, in einen Raum, bevor er zu einem schwarzen Loch wird, das dann … Mehr wird nicht verraten!

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